Das Dorf Roidin liegt am Rande der Tollenseniederung. Von der ehemaligen Gutsstruktur des Dorfes zeugt neben der Kirche (1874) das Gutshaus (um 1800) in der Ortsmitte. Etwas außerhalb am Ostener Damm befindet sich die Wassermühle (1736), die als Pachtmühle seit jeher zum Gut gehörte.
Die Geschichte des Ortes und der Kirche waren eng mit dem herzoglich-pommerschen Besitzer des nahegelegenen Burggutes Osten verbunden. Besitzer dieses Lehngutes und der Grundherrschaft war mit Unterbrechungen über Jahrhunderte das Geschlecht derer von Maltzahn.
Roidin hatte von alters her eine Kapelle. Sie gehörte nach der Einführung der Reformation (in Pommern 1535) als Filial zur Kirchengemeinde Sanzkow, seit 1997 zur Kirchengemeinde Hohenmocker. Sie war ursprünglich eine Patronatskapelle derer von Maltzahn bzw. zeitweise des Rittergutsbesitzers Hecht und gelangte im Zuge der Aufteilung des Gutes (durch Insolvenz ab 1938) in kommunalen Besitz.
Der Vorgängerbau
Der ursprüngliche Standort des Gebäudes befand sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Mühlbach. Ein Visitationsprotokoll von 1588 verzeichnet einen Glockenstuhl mit zwei Glocken. Im 30-jährigen Krieg zerstört, wurde die Kirche 1669 in einfachem Fachwerk wieder aufgebaut. Der Zustand war 1820 wieder derart schlecht, dass der Gottesdienst angeblich nur unter Lebensgefahr gefeiert werden konnte, wie ein Visitationsbericht vermerkt. Erst 1866 erfolgten die Vorbereitungen zum Neubau, 1872 wurde mit den Arbeiten begonnen – nun jedoch auf der gegenüberliegenden Seite, etwas hangaufwärts. Die Bauzeichnungen lieferte der Demminer Bauinspektor Kunisch.
Neubau und Einweihung 1874
Am 02. August 1874 wurde die neue Kirche durch den Demminer Superintendent Lengrich eingeweiht. Der neugotische Feldsteinbau in romantischer Lage (durch die Verlagerung der Dorfbebauung heute etwas abseits gelegen) weist eine charakteristische Backsteingliederung auf und ist noch nahezu unverändert. Einzig das Nordportal (einst der Privateingang der Gutsherrschaft?) wurde im 20. Jh. vermauert, um eine Nische für die Stromanschlüsse zu schaffen. Der Chorraum ist fünfeckig, mit Kreuzgratgewölbe ausgeführt.
Der Altar
Der Altar stammt aus dem mecklenburgischen Kirchgrubenhagen, das sich ebenfalls im Besitz derer von Maltzahn befand und seinerzeit eine umfangreiche Neuausstattung erhielt. Das alte Altargemälde wurde entfernt und für Roidin neu gefertigt. Es zeigt die Anbetung des Jesuskindes in der Krippe. Im Hintergrund sind Mitglieder der Familie von Mahltzahn zu erkennen (siehe Bildausschnitt). Der Künstler Carl Wolff entstammte der Roidiner Tischlerfamilie Wolff, die später nach Teusin übersiedelte und dort eine Tischlerei betrieb. Von dieser Familie wurde vermutlich auch das Kirchengestühl gefertigt (s. auch Utzedel).
Die Orgel
Die Empore am Westgiebel wurde auf Initiative des Dorfclubs und der Roidiner Einwohner 2018 instandgesetzt. Im Jahr 2021 konnte durch einen kleinen Förderkreis eine gebrauchte Orgel in Berlin-Rudow angekauft und am 21. Okt. eingeweiht werden (Walcker A-Positiv – mechanisch, 1960er Jahre).
Friedhof und Glockenstuhl
Der Kirchhof ist heute Teil eines mehrgliedrigen Friedhofes. Die Fläche südlich der Kirche wurde erst 1935 als Friedhof in Nutzung genommen; der heutige Friedhof östlich der Kirche wurde in den 1980er Jahren eröffnet. An der Nordwestseite der Kirche befindet sich der Treppenaufgang zum erhöht liegenden, heute verwilderten „Friedhof der Kinder“. Unter dem Chorraum der Kirche befindet sich ein Grabgewölbe, das die Zinksärge mit den sterblichen Überresten der Roidiner v. Maltzahns beherbergt.
Der alte Glockenstuhl stand am ehemaligen Friedhof nahe des Mühlbaches. Der Flurname der östlich beginnenden Wiese lautet nach wie vor „am Glockenstuhl“. Seit 1995 steht ein kleiner hölzerner Glockenstuhl innerhalb der Kirchhofsmauer. Die Inschrift zeugt noch von der alten Schreibweise des Ortes: „Reudin 1834“ (s. Bild).
externe Links:
mehr auf wikipedia